Zur Zeit lese ich einig Bücher zu diesem Thema – wie auch zum Thema Wirkungen von Neuroleptika und Antidepressiva und wie kann ich gut absetzen.
Die Fragen die sich mir stellen sind:
– bedeutet mein Weg mit der Krankheit umzugehen schon Recovery
– werde ich je von meinen Medikamenten loskommen bzw. massiv reduzieren können, ohne neuerlichen Schub
– wann ist es Zeit überhaupt ans Absetzen zu denken – bin ich verantwortungslos gegenüber meinen Kindern und meinem Mann, wenn ich es versuchen möchte
– muss mein Arzt damit einverstanden sein
…
Fakt ist, ich habe genau so viel Angst vor irreversiblen Spätfolgen, wie vor einem neuerlichen echten Schub. Ersteres möchte ich mir nicht antun, zweiteres nicht meiner Familie. Außerdem ist es nicht gerade spaßig auf der Geschlossenen fixiert zu werden, ohne zu verstehen warum eigentlich.
Fakt ist auch ich bin dabei mein Antidepressivum zu reduzieren. Ja, habe ich letztes Jahr auch versucht und es hat nicht geklappt und ja, warum nicht noch mal probieren. Und diesmal mache ich es inoffiziell, nur mein Mann weiß davon. Aber mein Mann vertraut mir und traut mir zu, dass ich rechtzeitig gegensteuern kann, sollte ich depri werden. Und ich trau mir das natürlich auch zu – sonst würde ich es nicht machen.
Wenn ich mich nicht so stabil wie jetzt fühlen würde, würde ich ein Absetzen auch nicht angehen wollen. Aber ich merke einfach, dass mich nicht gleich jede stressige Kleinigkeit umhaut und ich auch größere Herausforderungen ganz gut meistern kann. Außerdem, wer möchte schon dauerhaft Medis schlucken von denen keiner weiß, welche Langzeitfolgen sie bringen werden. Dafür sind sie einfach noch nicht lange genug auf dem Markt.
Mit den üblichen Nebenwirkungen kann ich ganz gut umgehen, aber auch nur deswegen, weil ich sämtliche Medis am Abend vor dem Schlafen nehme und somit auch die meisten Nebenwirkungen verschlafe. Aber wer möchte schon wie ein Zombie durch den Tag vegetieren weil er im Stehen nicht mal die Augen offen halten kann. Stundenlang Restless legs zu haben ist auch kein Vergnügen und die Gewichtszunahme sowieso nicht. Meine Leber freut sich auch nicht gerade, der Tinnitus ist zwar lästig aber aushaltbar. Und nach eingehender Recherche können auch meine Muskelschmerzen von den Medis kommen. Die sind zwar auch auszuhalten, aber keine wirkliches Vergnügen.
Ich negiere die Medikamente nicht vollkommen, aber ich möchte halt nur nehmen, was unbedingt notwendig ist und dass in der geringstmöglichen Dosierung.
Ob ich daran glaube vollständig ohne zu können – ich weiß es nicht; für mich ist das eine sehr zwiespältige Angelegenheit. Mein Leben hat sich seit der ersten Psychose sehr verändert – zum positiven wie ich finde; ich habe mich verändert. Was daran der Anteil der Medis ist und was rein an meiner Arbeit an mir liegt, kann ich nicht sagen.
Fakt ist auch, ohne die Medis wäre ich nicht aus meinen Psychosen gekommen bzw. aus der Depression oder der Manie. Dazu ist mein soziales Umfeld nicht passend und unterstützend genug bzw. gibt es in meiner Gegend auch nicht die passenden Einrichtungen (z.B. Soteria). Meine Kinder wären Trennungssituationen ausgesetzt gewesen und hätten wahrscheinlich eine Mama erlebt, deren Verhalten sie nicht verstanden hätten bzw. sie verstört hätte. Psychotherapie erlebe ich nach wie vor als schwer durchführbar für mich (zeitlich und organisatorisch bedingt).
Was sich geändert hat seit dem letzten Absetzversuch ist, dass ich stabiler bin, aufgeklärter und den letzten missglücken Versuch nicht mehr als persönliches Versagen ansehe. Ich setze mich selber nicht mehr so unter Druck, dass es klappen muss (meinen Perfektionismus hab ich zurückgeschraubt).
Stand der Dinge:
Im April dieses Jahres Citalopram von 20mg auf 10mg reduziert – Ende Juli (seit zwei Tagen) weiterreduziert auf 5mg. Das bleibt vorerst auch mal so für mindestens drei Monate. Dann seh ich ja eh wie es mir geht.
Ich werde weiter berichten…
Ich drücke dir alle Daumen, dass das mit der Reduzierung vom Citalopram gut hinhaut.
Ich habe ja auch so meinen eigenen Kampf mit den Medis (vor allem Neuroleptika). Durch Zeldox bekam ich eine Spätdyskinesie an der Hand, musste dann mehrfach wechseln….die Angst vor Folgeschäden bleibt. Manchmal ist es Tag für Tag ein innerer Kampf die Medis zu nehmen.
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Ich vergesse nur selten meine Neuroleptika zu nehmen, aber gerne nehme ich sie auch nicht. Nur an erster Stelle stehen meine Kinder und die sollen mich keinesfalls Psychotisch erleben müssen. Darum mache ich einen Schritt nach dem anderen und vor allem Babyschritte… Mit dem Ad anzufangen erschien mir am logischen.
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Ich kann gut nachvollziehen das du die Medis möglichst niedrig halten willst. Ich nehme nun seit Klinik AD und muß schauen wie es wirkt. Möchte das aber auch nicht ewig haben. Du bist auf jeden Fall sehr vernünftig. Lg Bernadette
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