Eigentlich gibt es nix neues bei mir – schon gar nicht im negativen Sinn was meine Gesundheit angeht. Ich glaub ich war noch nie so lange stabil und ausgeglichen seit meiner Erkrankung. Und ich hab es auch noch nie so genießen können wie jetzt.
Ich baue meine Ängste die mich immer wieder mal überfallen immer schneller ab und steigere mich auch nicht mehr so hinein. Ich versuche alles in die richtige Relation zu setzen und da erweisen sich meine Ängste meist als unbegründet bzw. wertlos.
Insgesamt zeigt mir die Erfahrung, dass alles seine Zeit braucht! Geduld und immer wieder noch mehr Geduld sind bei meiner Krankheit gefragt – was ich auch zunehmend akzeptieren kann. Es bringt überhaupt nichts Stress in die ganze Sache hineinzubringen und etwas erzwingen zu wollen. Bei mir geht es eben um Monate und Jahre und nicht nur um ein paar Wochen wie bei einem Knochenbruch oder einer Grippe.
Für mich ist wichtig zu spüren, dass es bei mir keinen Stillstand gibt, sondern ich stetig weiterwachse; psychisch und mental. Und ich habe das Gefühl, da geht zur Zeit wieder einiges weiter. Bücher fallen mir in die Hand, Musik kriegt wieder einen höheren Stellenwert, mein Sozialleben verbessert sich, mein Selbstwertgefühl hält sich, ich trau mir mehr zu,…
Manchmal halte ich die Erfüllung meiner Zukunftshoffnung nach Genesung / Remission / Abwesenheit von Krankheitsepisoden – wie auch immer – gar nicht mehr so abwegig.
Auch wenn ich mir da manchmal selber im Weg stehe: Stichwort „Krankheitsgewinn“.
Ich denke, auch ich bin nicht völlig frei davon, meine Erkrankung auch mal als Ausrede oder Begründung für dieses oder jenes einzusetzen. Im Sinne von „ich bin ja krank und kann deshalb das gerade nicht“. Ab und zu ertappe ich mich schon einmal bei solchen Gedanken. Sollte ich deswegen ein schlechtes Gewissen haben? Ich glaube nicht. Eher glaube ich, dass jeder mit einer chronischen Erkrankung sich dessen bewusst sein sollte, dass es auch einen Krankheitsnutzen für ihn persönlich gibt. Wie der aussieht ist sicher individuell – erkenne ich ihn, kann ich daran arbeiten, diesen Nutzen nicht mehr zu brauchen, und komme meinem erhofften Ziel wieder etwas näher.
Ist nur meine Meinung und Einstellung, kann jeder sehen wie er mag.
Für mich scheint auch immer wichtiger zu werden, dass mein Befinden nicht von äußeren Umständen abhängt, sondern von meiner inneren Lebenseinstellung. Auch das gelingt mir immer besser umzusetzen.
Damit das möglich ist, ist für mich eine gewisse psychische Grundstabilität unabdingbar. Ohne die geht es einfach nicht. Das einzusehen und diesen Zustand abzuwarten, ist mir sehr schwer gefallen. Aber jetzt bin ich stolz auf mich, dass mir das scheints gelungen ist. Überhaupt wo ich mitbekomme, dass sich andere Betroffene da sehr schwer tun damit. Damit die Geduld nicht zu verlieren, damit Phasen starker Einschränkungen durch Medikament in Kauf zu nehmen, usw. Und andere wiederum resignieren sehr rasch – vielleicht auch, weil sie sozial wenig Halt erleben.
Ich bin überzeugt davon, dass ich auch Glück hatte und habe, was die Umstände meiner Erkrankung und auch meine Lebensumstände mit ihr betrifft. Ich geb dem Glück aber auch eine Chance für mich wirken zu können und bin mir dessen bewusst.
Vielleicht ist das auch mein Talent – im richtigen Augenblick eine Chance zu kreieren, zu erkennen bzw. zu ergreifen und das dann auch durch zu ziehen. Andere Talente hab ich nicht wirklich viele ;). Aber im Ernst – ich habe schon Glück im Unglück und das ist nicht selbstverständlich! Klar ein paar innerliche Dämonen gilt es noch unschädlich zu machen, aber ich arbeite daran.
Ich wünsch dir, dass es dir weiterhin so gut geht! Ist schön zu lesen, dsss du eine gewisse Stabilität erreicht hast. 🙂
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Es freut mich auch das es dir so gut geht, und hoffe das es so bleibt im Aufwärtstrend. Lg, Bernadette
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