Gedanken und Berichte

Besuch beim Doc

Wieder mal war ich zur Kontrolle beim Psychodoc. Natürlich habe ich ihm von meinem letzten Tief erzählt und dass ich kurzzeitig auch Stimmen gehört habe. Er meinte, ich hätte das gut und vor allem richtig alleine gemeistert – auch so ohne Medikamentenumstellung. Er hat da anscheinend die gleiche Einstellung wie ich: Schwankungen gehören bei mir halt einfach dazu. Er betonte auch, dass bei mir das schizoaffektive auf alle Fälle viel besser als Diagnose passen würde als Schizophrenie, und dass das für mich einen positiveren Krankheitsverlauf was die Lebensqualität und Selbständigkeit betrifft, bedeuten würde.
Letztendlich ist es mir persönlich egal, unter welchem Label ich diagnostiziert bin, den für die Therapie hat es keine Konsequenzen. Und ob jetzt die Mischung aus drei Erkrankungsbildern besser ist als ein einziges, sei mal dahingestellt. Erklärungsbedürftig ist der Begriff der schizoaffektiven Störung allemal, weil sich niemand darunter was vorstellen kann.
Es wird ja zur Zeit doch diskutiert, ob der Begriff der Schizophrenie nicht abgeschafft gehören würde. Im asiatischen Raum werden Begriffe wie Integrationsstörung oder Anpassungsstörung verwendet. Ich persönlich finde das ja nett und es mag im ersten Augenblick das Stigma verschleiern, aber doch klingt es für mich doch etwas Wischiwaschi und äußerst erklärungsbedürftig beim Gespräch mit Laien und Nichtbetroffenen. Ich weiß nicht, ob diese Begriffe für Europa so geeignet sind. Ersterer klingt für mich mehr nach Behinderten- oder Imigranteneingliederung und zweiterer nach gesellschaftlicher Ausgliederung.

Ob es durch solche begrifflichen Änderungen zu einem Umdenken im Umgang mit psychotischen bzw. psychiatrischen Patienten überhaupt kommt, dass ist vielmehr die Frage, die mich interessiert. Damit meine ich auch nicht allein die Gesellschaft, in der wir leben, sondern auch der Umgang mit psychiatrischen Patienten im Krankenhaus. Solange jemand wie ich noch mit erster Maßnahme zwangsfixiert wird, ohne aggressiv gewesen zu sein oder gedroht zu haben, stimmt doch wohl so einiges nicht bei den sogenannten Fachleuten in den Kliniken. Und bei mir hat sich dieses Erlebnis stärker eingebrannt, als die Ablehnung und Meidung von Bekannten aus meinem Umfeld.

Es gibt da noch so viel zu tun… wahrscheinlich auch von mir!

Um auf den Anfang zurückzukommen, ich bin da zwar wie ein Kind und freue mich über Lob meines Doc´s, aber es tut mir einfach gut, dass auch mal wer zu mir sagt, dass ich meine Krankheit gut manage, meine Einstellung passt und ich stolz auf mich sein kann. Solche Aussagen stärken mir den Rücken und bringen mir Sicherheit. Sonst sagt mir das auch niemand, was ich manchmal schmerzlich vermisse.
Mir fehlt auch der Austausch über die Krankheit – aber für mich noch alleine kein Grund für Psychotherapie; bei uns gibt es nicht mal eine Selbsthifegruppe für Psychosebetroffene. Selber eine anzuleiern traue ich mir aber (noch) nicht zu.

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