Die Nebenwirkungen sind weiter rückläufig, hätte ich mir nicht gedacht, dass da noch was geht. Da bin ich echt positiv überrascht. Ich überlege mir jetzt einfach von Woche zu Woche, ob ich mit den Medis so weitermachen will, und ob ich der neuen Dosierung doch eine Chance gebe, sie als Dauermedikation einzunehmen.
Heute hab ich mir sämtliche offene Beiträge auf einem Bipolarforum durchgelesen, als zweites mach ich bei einem Psychoseforum mit. Das sind zwar zwei verschiedene Krankheiten, aber da ich ja eine Kombi aus beidem habe, versuche ich mich auf beiden Ebenen schlau zu machen. Wo ich besser aufgehoben bin, weiß ich nicht genau. Manchmal fühle ich mich mehr bei der Psychose zu hause, manchmal bei den Bipolaren. So ein Zwischending zu haben, nervt manchmal, denn ich möchte mich auch unter „Gleichgesinnten“ bewegen. Klingt vielleicht nicht gerade gut – aber ich empfinde es so. Immerhin ist es für mich die einzige Möglichkeit mich gut verstanden und nicht mit so einer Erkrankung alleine zu fühlen. Die in meinem Fall Außenstehenden können einfach so gar nichts nachvollziehen von dem was ich erfahren habe und auch immer noch erlebe und durchmache.
Eine entsprechende Selbsthilfegruppe gibt es leider nicht in meiner Nähe; nur so eine allgemeine für Psychiatrieerfahrene. Da möchte ich nicht hingehen, weil ich mir denke, dass ich mir da vieles anhören muss, was mit mir gar nichts zu tun hat. Ich glaube, dass bringt den anderen als Rednern mehr, als mir als Zuhörer.
Ok, dass ist einfach teil des Selbsthilfegruppenkonzeptes, aber mich belastet es schon, wenn einer im Wartezimmer anfängt seine ganze Leidesgeschichte zu er zählen. Meist stresst mich das richtig und ich fange automatisch an Vergleiche zu ziehen, wer es jetzt schlussendlich schlechter hat. Mein Gegenüber oder ich! Meist gewinnt das Gegenüber und ich fühle mich nicht dazu berechtigt zu denken, dass ich es schlechter erwischt hätte und bekomme Selbstzweifel, ob ich die Krankheit nicht doch zu sehr als Vorwand und Grund benutze bestimmte Dinge nicht auf die Reihe zu bringen.
Zurzeit ringe ich sowieso oft mit den Gedanken – schaff ich es wirklich nicht, oder bin ich doch vielleicht nur zu faul oder feige…
Ich ziehe mich da häufig selber runter, aber andere tun da auch ihr übriges dazu. Anstatt mir praktische Hilfe anzubieten, höre ich immer nur: na mach doch endlich, überwinde dich endlich, ich verlang ja nicht viel aber das könntest du wirklich leicht machen,…
Wenn ich so etwas höre macht mich das traurig und wütend, ich zweifle an mir und hänge diesen Aussagen lange nach.
Trotzdem weiß ich auch, dass ich da auf meine Intuition hören sollte – was schaffe ich und was nicht. Tu ich das nicht, hab ich bis jetzt immer gesundheitlich darunter gelitten. Das Problem ist nur, da mir keiner unter die Arme greift, bleibt einiges auf der Strecke oder unerledigt; was mitunter auch stärkere Konsequenzen hervorruft. Es ist wie ein Teufelskreis!