Ich bin doch immer wieder erstaunt über meinen Psychiater. Im positiven Sinn.
Heute hatte ich wieder einen Termin bei ihm.
Erste Überraschung, ich hab nicht warten müssen. Dann konnte ich offen über mein Tief sprechen und über meine Trauer, ausgelöst durch den Tod unseres Nachbarn. Und zwar über die Trauer aufgrund des Verlustes meiner Schwester vor ca. vierzehn Jahren. Wir haben ein wenig darüber geredet, dass so eine Reaktion normal ist und auch ich das Recht habe noch heute zu trauern. Er hat mir auch gesagt, wie ich meiner Nachbarin, der Mutter des Verstorbenen, begegnen kann,…
Was mich aber erstaunt hat, er hat mir von sicher und der Trauer über den Verlust seines Vaters vor dreißig Jahren erzählt, wann er heute noch heulen muss, dass ihm auch oft die Worte fehlen bei einem Todesfall und er als Arzt immer schlechter Überbringer von Todesnachrichten war.
Ich dachte zuvor nicht, dass er doch auch persönliches gegenüber seinen psychiatrischen Patienten preis gibt. Mir hat es auf jeden Fall gut getan und ich fühlte mich verstanden.
Ich finde es auf jeden Fall voll gut, dass er nicht einfach nur die Medikamente verschreibt – so nach dem Motto: alles gleich bei Ihnen, hier ist ihr Rezept. Er versucht wirklich auch Gründe für eine Verschlechterung oder Veränderung zu erkennen und geht auch darauf ein. Ich hoffe, dass es was wird mit der Psychotherapie in eineinhalb Jahren. Ich kann sie auf alle Fälle gut gebrauchen.