Vorgestern kam ich ins Gespräch mit zwei Nachbarinnen, und darin ging es um die Schwiegertochter der einen, die ihre beiden Kinder gern gleichzeitig in den Kindergarten getan hätte. Da die eine im Herbst aber erst zwei Jahre und drei Monate sein wird, wurde sie zurückgestellt, und kann erst zu einem späteren Zeitpunkt eintreten. Ihre Schwiegermutter meinte darauf, dass das schon schlimm für ihre Schwiegertochter sein würde, da sie ja die Ruhe am Vormittag dringend brauchen würde. Mit ihrer Krankheit sei ja alles nicht so einfach! ( Sie hat MS ). Die zweite Nachbarin war gleich voller Verständnis und ich habe meines natürlich auch kund getan.
Insgeheim war ich aber neidisch; ich hätte auch gern mal Verständnis und Mitgefühl, was meine Krankheit angeht. Aber ich kann ja schlecht anfangen von mir zu reden in einer solchen Situation. Mir geht das alles auch nicht so leicht über die Lippen und ich habe Angst vor den Reaktionen – auch wenn ich bisher keine richtigen negativen Rückmeldungen in Bezug auf meine Krankheit bekommen habe. Aber wirklich nachvollziehen konnte meine Krankheit bisher auch niemand.
Außerdem schoss mir der Gedanke durch den Kopf – wenn ich chronisch krank bin und wissentlich Kinder bekomme, brauche ich mich dann auch nicht über die Konsequenzen beschweren. Klar sind die Kinder auch für mich stressig und ich wünschte mir mehr Ruhe und mehr Zeit für mich. Aber ich wusste doch auch genau, worauf ich mich eingelassen habe und wie es mir wahrscheinlich damit gehen wird. Immerhin hat besagte Schwiegertochter zwei Omas die auf die Kinder schauen – im Gegensatz zu mir, die niemanden dergleichen hat; und nimmt aktiv an einem Vereinsleben teil, und wirkt für mich so, als ob es ihr körperlich ihrer Krankheit entsprechend sehr gut gehen würde. Sie ist auf alle Fälle viel aktiver in ihrem Leben als ich in meinem.
Naja! Ich bin neidisch und ein bisschen schäme ich mich dafür!