Gedanken und Berichte

Normalität

Mir geht es insgesamt besser als noch vor ein paar Monaten und was erwartet da die Umgebung gleich von mir: Normalität.
Jetzt ist das ein dehnbarer Begriff, unter dem jeder etwas anderes versteht.
Für mich sieht Normalität schon ziemlich so aus, wie es gerade ist bei mir. Das heißt: meine Arbeitskraft nimmt langsam zu, ich bin geduldig mit meinen Kindern, schaffe mehr oder weniger gut den Haushalt – mit Besorgungen und Terminen mit den Kindern, ich habe mein Essverhalten im Griff, aber ich habe dennoch Defizite, besonders was mein Sozialleben angeht, meinen Antrieb bzw. die starke Müdigkeit auch tagsüber, bei Stress Halluzinationen …
Ich bin froh, dass es mir so geht wie es gerade ist – so hat mein Leben Sinn und ich bin ziemlich zufrieden mit mir. Ich fühle mich normal.

Andere sehen das natürlich anders. Kaum bekommen sie mit, dass es mir „besser“ geht, glauben sie, ich sei fit wie vor meiner Erkrankung und dementsprechend sehen auch die Erwartungen an mich aus. Ich soll die voll aktive Hauswirtschafterin sein, die aktive Mutter, meine Arbeitsleistung voll erbringen – die notwendig ist am Hof, den ganzen Tag schaffen, doch mal was mit anderen unternehmen und Spaß dabei haben, das auf die Reihe kriegen, was andere Frauen mit zwei Kindern auch schaffen!
Wenn ich nicht sag, dass ich Halluzinationen oder Schlafstörungen hab, ist die Erkrankung für die anderen nicht vorhanden und auch nicht nachvollziehbar, warum ich nicht fitter bin.

Ich habe akzeptiert, dass das so ist; dennoch ist es für mich ein Kampf immer wieder darauf zu achten, dass ich mit meinen Bedürfnissen nicht zu kurz komme. Das heißt immer wieder zu erklären, wie das mit der Erkrankung halt so ist bei mir. Immer wieder zu rechtfertigen, warum ich nicht mehr leisten kann, warum ich mich im Sozialleben nicht besser zurechtfinde, mich vieles nicht traue, warum ich es vielleicht heute nicht schaffe auch nur irgendwas im Haushalt zu machen,…
Das ganze ist nervenaufreibend und zehrt an meinen Kräften und an meinem Selbstbewusstsein.

Wenn ich mein Leben als normal ansehen kann und auch Zufriedenheit empfinde, warum versteht dann keiner, dass ich nicht mehr von mir wollen muss, um zu sagen mein Leben ist erfüllt und voll gefüllt – es macht Sinn so wie es ist!

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