Gedanken und Berichte

postpsychotische Depression, Nebenwirkungen, Negativsymptomatik

Wie gesagt, ich fiel nach und nach in ein Loch. Das Besondere der Dinge war verloren gegangen. Ich verspürte immer weniger Freude, lachte weniger- ich konnte aber auch nicht mehr weinen. Ich merkte nur, wie mühsam alles geworden war. Der Gang zur Arbeit, die Arbeit selber, das Einkaufen gehen, meine Mutter mit der Bahn besuchen fahren, Kontakt zu Freunden, Gespräche führen, ich schaffte es gerade mal so mir meine Medikamente zu organisieren, ging nie hinaus, versorgte mich schlecht, kochte kaum, schlief so viel es ging, ich ließ die Tage ungenutzt vorüberziehen… (Bis natürlich auf die Wohnungssuche, den Umzug, und den Start der neuen Arbeit – ich frage mich jetzt noch, wie ich das überhaupt geschafft habe!)

Das Gehen fiel mir schwer; ich stakste dahin, meine Schultern hochgezogen, die Arme schwangen nicht mehr mit, ich sprach monoton, konnte keine fünf Minuten ruhig sitzen, nur im Schlaf fand ich Ruhe. — Das war die Nebenwirkungen des Medikamentes Risperdal bei mir. Bis ich das schnallte, dass es so war dauerte es Wochen. Erst da fiel mir ein, dass ja eine nette Psychiaterin an meiner alten Arbeitsstelle arbeitete. Und als ich es nicht mehr aushielt, machte ich einen Akuttermin bei ihr. Sie merkte sofort was los war, reduzierte und ordnete ein Medikament, dass diesen Nebenwirkungen entgegenwirkt, an. Und das war gut so, denn ich war schon sehr verzweifelt. Mitsamt meinen Depressionen so sehr, dass ich bereits Selbstmordgedanken hatte (Was ich der Ärztin allerdings verschwieg, aus Angst vor einer erneuten Einweisung. Dann wäre es vorbei mit meiner Selbständigkeit gewesen.). Das Medikament wirkte sogleich, mit den Nebenwirkungen verschwanden auch meine Selbstmordgedanken.

Ich wurde mit der Zeit auf ein neues Medikament umgestellt. Es half gegen die Psychose, meine Depressionen verflogen aber nicht wirklich. Ich wurde ein Gefühlszoombie. Ich verspürte weder Freude noch Trauer. Meinem Gegenüber spielte ich nur vor, was sie in einem Gespräch so von mir erwarteten. Ich schlüpfte lediglich in antrainierte Rollen. Außerdem konnte ich nachts kaum mehr schlafen, da ich so intensiv und abgehoben träumte. Ein neues zusätzliches Medikament sollte helfen – mehr als 4 Stunden Nachtschlaf waren dennoch nicht drin. Ein Antidepressivum bekam ich nicht – anscheinend, konnte ich die Depression bei der Ärztin gut verbergen. Sie fragte aber auch nicht danach. So lebte ich vor mich hin.

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