Meine Erkrankung bzw. die Medikamente bewirken bei mir, dass ich psychisch wie auch körperlich weniger belastbar bin, als ein Gesunder. Das bedeutet schon bei geringer körperlicher Belastung benötige ich nach spätestens einer Stunde eine lange Pause, um mich eventuell dann noch einmal (wenn überhaupt) körperlich zu betätigen. Ich gerate schnell außer Puste, bin kraftlos und zittrig. Großteils ist dass sicher bedingt durch den verringerten Antrieb (eher depressive Grundstimmung), aber auch durch mein mittlerweile starkes Übergewicht. Trotzdem, auch ohne Übergewicht, ging es mir kaum besser.
Psychisch gerate ich sehr rasch aus der Bahn, besonders wenn mein Selbstwertgefühl mal wieder am Boden ist. Jeder Stressreiz droht mich dann aus dem Gleichgewicht zu bringen und ich muss aktiv dagegen arbeiten. Am wichtigsten ist dann Ruhe und ausreichend Schlaf. Im Alltag ist mir das natürlich kaum möglich mit meinen zwei Kleinen. Dadurch erlebe ich mehrmals im Jahr Schwankungen meiner Stimmung und muss immer auf Frühwarnsymptome achten, die einem psychotischen Schub vorausgehen. Mittlerweile beobachte ich mich selber nicht mehr bewusst, sondern schon ganz selbstverständlich. In meinen Augen muss das sein – ich habe mich für eine Familie entschieden, jetzt heißt es auch verantwortungsvoll mit meiner Erkrankung umzugehen.
Hier sind meine Kinder der größte Motivator für mich – täglich gern aufzustehen, immer wieder über meinen Schatten zu springen, aktiv zu sein, meinen Mann so gut es geht zu unterstützen, mich auf neue Bekanntschaften einzulassen… – alles so gut es halt jeden Tag geht. An manchen Tagen würde ich gern aktiver mit meinen Kindern sein – mehr raus gehen, was unternehmen. Wenn ich aber am Abend sagen kann, ich hab mein bestes versucht, dann bin ich mit mir zufrieden.
Einer geregelten Arbeit könnte ich, so wie es mir zu Zeit geht und auch in den letzten Jahren ergangen ist, nicht nachgehen. Schon gar nicht in meinem erlernten Beruf (Krankenschwester). Schichtarbeit, Zeitdruck, Leistungsdruck, Fremdbestimmtsein, Schicksale der Menschen,… alles was mir nicht gut tut. Ich bin froh um meine Situation, dass mein Mann eine Landwirtschaft betreibt. So übe ich zwar keinen Beruf aus, aber ich kann wenn es mir gut geht meine Zeit mit einer sinnvollen Tätigkeit füllen und mithelfen am Hof. Leider ist es weniger als ich gern schaffen würde – aber das kann sich ja bessern. Doch die Hypersensibilität auf psychische Stressoren gehört zur Krankheit. Mit ihr kann ich nur lernen bestmöglich umzugehen und sie in mein Leben zu integrieren. Dabei denke ich auch an Verhaltenstherapie, aber da muss mal eine lange stabile Phase her…